In 60 Minuten zur Zielgruppenanalyse? Im ersten Beitrag der Reihe KI im Marketing zeige ich dir anhand eines Praxisbeispiels, wie eine KI-gestützte Zielgruppenanalyse gelingt – und worauf du achten musst, damit du nicht in typische KI-Fallen tappst.

Zielgruppenanalyse: Schneller Einstieg mit KI
Vielen meiner Teilnehmenden fällt die Zielgruppenanalyse schwer – oft fehlt der Einstieg oder eine klare Vorstellung davon, wie man die Analyse strukturiert angeht. Genau hier kann KI unterstützen: Mit dem richtigen Prompt liefert sie in Sekundenschnelle erste Ideen. Doch ohne fachliches Vorwissen und ein klares Ziel bleibt das Ergebnis oft vage und wenig brauchbar.
Heute nehme ich dich mit in ein reales Szenario aus einem meiner Kurse und zeige dir, warum die KI-gestützte Zielgruppenanalyse Chancen bietet, aber auch Probleme bereiten kann.
Die Aufgabe: KI-gestützte Zielgruppenanalyse für GFK-Trainer
Marcus, ein Teilnehmer aus meinem aktuellen Online-Marketing-Kurs, ist selbstständiger Trainer für Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Sein Projekt: Eine Marketingkampagne für seine neuen Wochenendseminare entwickeln. Zielgruppe? „Eigentlich alle Menschen, die besser kommunizieren wollen“, war seine erste Antwort. „Deshalb wollte ich ja die KI fragen.“
Ansatz 1: Der „klassische“ Prompt
Meinen ersten Ansatz, um Marcus bei seinem Problem zu helfen, bezeichne ich als „klassische Lösung“. Der Prompt enthält neben der Frage nach der Zielgruppenanalyse eine kurze Beschreibung von (bereits bekannten) Zielgruppenmerkmalen.
Wie sieht ein guter Prompt für die Zielgruppenanalyse aus?
Grundsätzlich sollte ein Prompt die KI auf die Aufgabe vorbereiten. Hilfreich ist die Definition einer „Rolle“, in der die KI agiert: „Du bist Trainer für Gewaltfreie Kommunikation und möchtest ein neues Marketingkonzept entwickeln.“ Auf diese Einleitung folgen Daten zur Beschreibung der Zielgruppe sowie Informationen zum gewünschten Ergebnis.
Für dieses Projekt nutzten wir erstmal eine fiktive, bewusst kurz gehaltene Zielgruppenbeschreibung:

In der Praxis solltest du der KI jedoch so viele relevante Informationen wie möglich bereitstellen, etwa zu Lebensstil, Mediennutzungsverhalten, Haushaltsnettoeinkommen, Werten und Einstellungen.
Erster Entwurf der Zielgruppenbeschreibung
Die KI lieferte einen Draft, in dem alle Informationen gebündelt und verknüpft wurden:
Zielgruppe:
- Alter: 25-65 Jahre
- Hauptproblem: Schwierigkeiten im Umgang mit Emotionen und Kommunikation, die negativ das persönliche und soziale Leben beeinflussen.
- Pain Points:
- Unzureichender Umgang mit Emotionen
- Fehlende lösungsorientierte Kommunikation
- Bedürfnisse:
- Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) zur Stärkung von Beziehungen
- Mehr Wertschätzung erfahren und geben
- Verbesserung der Lebensqualität insgesamt
Erreichung der Zielgruppe:
- Marketingstrategie:
- Online-Präsenz: Einsatz von sozialen Medien (Facebook, Instagram, LinkedIn), gezielte Werbung und Content Marketing über Blogs und Webinare.
- Kollaboration: Partnerschaften mit Mental-Health-Influencern, Coaches und GFK-Experten.
- Workshops und Seminare: Regelmäßige Veranstaltungen, sowohl offline als auch online, um die Prinzipien der GFK vorzustellen und anzuwenden.
- Community-Building: Aufbau von Foren und Online-Gruppen für den Austausch und die Unterstützung untereinander.
Das Ergebnis ist in der Form noch sehr „beliebig“. Die KI konnte aber ihre Stärke, Informationen zu strukturieren und diese in eine übersichtliche und leicht lesbare Form zu bringen, ausspielen.
Tipp: Wenn du, z.B. aus Zeitgründen, nicht so streng strukturiert arbeiten kannst, kannst du die Stärke der KI nutzen und deine eigenen Ideen und Zielgruppenansätze direkt aus dem Brainstorming in die KI eingeben, um eine strukturierte und gut gegliederte Zielgruppenbeschreibung zu erhalten.
KI-gestützte Zielgruppenanalyse um Merkmale erweitern
Nachdem der Entwurf noch sehr vage war, sind wir einen Schritt weitergegangen und haben gezielt nach konkreten Merkmalen der Zielgruppe gefragt:

Die Ergänzung der Zielgruppen-Beschreibung in ChatGPT sah dann so aus:
Interessen und Mediennutzungsverhalten
Private Interessen:
- Persönliche Weiterentwicklung
- Stärkung sozialer Beziehungen
- Wellness und mentale Gesundheit
- Hobbies wie Lesen, Meditation, Yoga
Berufliche Interessen:
- Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten
- Karriereentwicklung durch bessere soziale Kompetenzen
- Stressmanagement am Arbeitsplatz
Mediennutzungsverhalten:
- Online: Häufige Nutzung von sozialen Medien (Facebook, Instagram, LinkedIn), Teilnahme an Online-Workshops und Webinaren, Konsum von Podcasts und Blogs zu persönlichen Entwicklungs- und Kommunikations-Themen.
- Klassische Medien: Lesen von Büchern und Zeitschriften über Selbsthilfe, Psychologie und Kommunikation, gelegentliches Schauen von TV-Dokumentationen und Talkshows zu verwandten Themen.
Kauf- und Buchungsverhalten:
- Investition in Bücher, Online-Kurse, Workshops und Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation.
- Präferenz für flexible, leicht zugängliche Angebote (Online-Kurse, E-Books).
- Buchung von Coaching-Sessions und Teilnahme an Community-Events zur Vertiefung der Kenntnisse.
Sinus-Milieus-Zuordnung
Die Zielgruppe lässt sich primär den Milieus „Kritisch-kreative“ und „Postmaterielle“ zuordnen:
- Kritisch-kreative: Wert auf Selbstbestimmung, Kreativität, und eine kritische Haltung gegenüber traditionellen Normen.
- Postmaterielle: Starke Orientierung an Selbstverwirklichung, idealistischen Werten und hoher Bildung.
Wir waren mit den erstellten Informationen zu Interessen und Mediennutzungsverhalten noch nicht zufrieden. Sie sind zu oberflächlich und müssten weiter überarbeitet werden. Um dennoch mit dem Projekt weiter zu kommen, entschied sich Marcus nun für das Prompten von Personae.
Tipp: Du könntest einen vertiefenden Prompt schreiben oder selbst recherchieren. Ich würde dir in diesem Schritt bereits eine individuelle Überarbeitung (z.B. mit eigenem Datenmaterial aus dem Customer-Relationship-Management oder externen Daten wie Studien von Branchenverbänden, etc.) empfehlen.
Persona mit KI entwickeln
Auf Basis der bisher erarbeiteten Zielgruppenbeschreibung sollte die KI einen Entwurf für typische Vertreter:innen der ZG (->Personae) erstellen:

ChatGPT lieferte die folgenden drei Personae:
Persona 1: Marie Berger
Name: Marie Berger
Alter: 34 Jahre
Wohnort: Berlin
Lebenssituation:
- Einkommen: Mittleres Einkommen
- Beruf: Marketing Managerin in einem Start-up
- Wohnsituation: Wohnt in einer WG
- Soziale Stellung: Mittelklasse
- Bildungsgrad: Hochschulabschluss in Kommunikationswissenschaften
- Hobbies: Yoga, Reisen, Lesen
- Weihnachtswunsch: Reisegutschein
Sorgen, Interessen und Bedürfnisse:
Marie hat Schwierigkeiten, ihre Emotionen bei der Arbeit und in privaten Beziehungen klar auszudrücken. Sie möchte ihre Kommunikationsfähigkeiten verbessern, um Missverständnisse zu vermeiden und harmonischere Beziehungen zu pflegen.
Zitat: „Ich möchte lernen, wie ich meine Emotionen klar und respektvoll ausdrücken kann, damit ich sowohl beruflich als auch privat bessere Beziehungen aufbauen kann.“
Sinus-Milieu: Kritisch-kreative
Persona 2: Thomas Müller
Name: Thomas Müller
Alter: 50 Jahre
Wohnort: München
Lebenssituation:
- Einkommen: Hohes Einkommen
- Beruf: IT-Projektmanager in einem großen Unternehmen
- Wohnsituation: Wohnt mit seiner Familie in einem Eigenheim
- Soziale Stellung: Oberschicht
- Bildungsgrad: Studium der Informatik
- Hobbies: Wandern, Kochen, Fotografieren
- Weihnachtswunsch: Neues Kamera-Equipment
Sorgen, Interessen und Bedürfnisse:
Thomas hat oft das Gefühl, dass seine beruflichen und privaten Beziehungen durch seine direkte Art belastet werden. Er möchte lernen, seine Emotionen besser zu verstehen und lösungsorientierter zu kommunizieren.
Zitat: „Es ist mir wichtig, sowohl im Beruf als auch privat ein besseres Verständnis für meine Emotionen zu entwickeln und effektiver zu kommunizieren.“
Sinus-Milieu: Postmaterielle
Persona 3: Anna Schmidt
Name: Anna Schmidt
Alter: 27 Jahre
Wohnort: Hamburg
Lebenssituation:
- Einkommen: Niedriges Einkommen
- Beruf: Grundschullehrerin
- Wohnsituation: Mietwohnung
- Soziale Stellung: Untere Mittelschicht
- Bildungsgrad: Lehramtsstudium
- Hobbies: Malen, Joggen, Freiwilligenarbeit
- Weihnachtswunsch: Kunstkurs
Sorgen, Interessen und Bedürfnisse:
Anna fühlt sich oft überfordert von den emotionalen Anforderungen ihres Berufs und den Erwartungen ihrer Schüler und Kollegen. Sie sucht nach Wegen, ihre emotionale Intelligenz zu stärken und ein unterstützenderes Umfeld zu schaffen.
Zitat: „Ich möchte lernen, wie ich meine eigenen Emotionen besser regulieren kann, um meinen Schülern und Kollegen ein positives Vorbild zu sein.“
Sinus-Milieu: Kritisch-kreative
Keine KI-gestützte Zielgruppenanalyse ohne Faktencheck
Marcus ist es erst gar nicht aufgefallen, aber ein Blick auf die Sinus-Milieus offenbart, dass die Recherche der KI fehlerhaft ist:

Quelle: Sinus-Institut, https://www.sinus-institut.de/sinus-milieus/sinus-milieus-deutschland abgerufen am 27.05.2025
Da ich mich in meiner Berufspraxis viel mit Zielgruppensegmentierungen beschäftige, war mir auf den ersten Blick klar, dass das Sinus-Milieu der „Kritisch-Kreativen“ – im Gegensatz zum „Postmateriellen Milieu“ – nicht existiert. Da Marcus als GFK-Trainer aber nicht so viel Fachwissen zu diesem Thema mitbringt, hat er diesen Fehler gar nicht bemerkt. Er war ebenso geschockt wie die Teilnehmer:innen im Kurs, denn bei der Abgabe der Projektarbeit hätte solch ein Fehler keinen guten Eindruck gemacht, ebenso wenig natürlich im Berufsleben – bspw. bei einer Kunden-Präsentation oder in einem Marketing-Konzept für die Geschäftsleitung.
Tipp: Jeder Text, der von einer KI generiert wird, muss immer auf Richtigkeit aller darin enthaltenen Fakten überprüft werden.
Fazit Ansatz 1: Fehlende Insights
Marcus war – unabhängig vom gefundenen Fehler – nicht sehr zufrieden mit den Zielgruppendaten. Die Analyse war zwar nicht falsch, aber völlig oberflächlich. Keine spezifischen Insights, keine aktuellen Trends, keine handlungsrelevanten Details für eine konkrete Kampagne.
Marcus meinte ernüchtert: „Das hätte ich auch selbst googeln können! Aber wie erreiche ich diese Menschen konkret? Was bewegt sie wirklich dazu, Geld für ein Wochenendseminar auszugeben?“
Ansatz 2: Die KI als Research-Partner
Im Kurs haben wir dann eine andere Herangehensweise entwickelt. Statt die KI als Orakel zu befragen, haben wir sie als Research-Partner eingesetzt:

Die KI identifizierte drei Zielgruppen, die Marcus völlig anders ansprechen musste:
Aktuelle Trends in Persönlichkeitsentwicklung & Kommunikationstraining (2023–2025)
Veränderungen durch Remote Work und digitale Kommunikation
- Asynchrone Kommunikation nimmt zu (z. B. über Tools wie Slack, MS Teams), was oft zu Missverständnissen führt.
- Nonverbale Signale (Gestik, Mimik, Tonfall) fallen in der digitalen Kommunikation weitgehend weg – Missinterpretationen sind häufiger.
- Zunehmende Distanz zwischen Teammitgliedern, weniger Gelegenheiten für spontanen Austausch oder Konfliktlösung im Alltag.
- Feedbackkultur leidet – entweder zu indirekt oder zu hart in Textform.
Implikation: GFK gewinnt an Bedeutung für klare, empathische Kommunikation im digitalen Raum.
Steigende Burnout-Raten & psychische Belastungen
- WHO und Krankenkassen melden steigende Fälle von psychischen Erkrankungen und Erschöpfung.
- Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen, v. a. im Homeoffice.
- Menschen suchen nach Resilienzstrategien und achtsamer Kommunikation, um sich selbst und andere besser zu verstehen und zu schützen.
Implikation: Gewaltfreie Kommunikation als Mittel zur Selbstempathie, zum gesunden Umgang mit Emotionen und zum Schutz vor Konflikten.
New Work-Bewegung & veränderte Führungskultur
- Moderne Unternehmen setzen auf Partizipation, Selbstorganisation und Sinnorientierung.
- Führung wird von Kontrolle zu Coaching, Kommunikation & Konfliktlösung umgedeutet.
- Es entstehen neue Anforderungen an Führungskräfte: emotionale Intelligenz, Empathie und Transparenz sind zentrale Kompetenzen.
Implikation: GFK unterstützt Führungskräfte beim Aufbau einer konstruktiven, partizipativen Kommunikationskultur.
Social Media-Einfluss auf zwischenmenschliche Kommunikation
- Kommunikation wird schneller, polarisierter, reaktiver.
- Jugendliche und junge Erwachsene entwickeln neue Formen der Ausdrucksweise, oft mit wenig Raum für Empathie und Reflektion.
- Digitaler Narzissmus, Vergleiche, Shitstorms beeinflussen Selbstwertgefühl und Dialogverhalten.
Implikation: GFK bietet einen Gegenpol zur häufig reaktiven und konfrontativen Online-Kommunikation.
Zielgruppen für Seminare in Gewaltfreier Kommunikation (GFK)
Zielgruppe 1: Remote-Führungskräfte und Teamleiter:innen
Pain Points:
- Schwierigkeiten beim Aufbau von Teamzusammenhalt und Vertrauen auf Distanz.
- Konflikte werden übersehen oder eskalieren schriftlich.
- Unsicherer Umgang mit Feedback und emotionalen Themen im virtuellen Raum.
Motivationen:
- Wunsch nach sicherer, klarer und empathischer Kommunikation, auch digital.
- Bedürfnis, eine gesunde Teamkultur aufzubauen, trotz räumlicher Trennung.
- Interesse an persönlicher Weiterentwicklung als moderne Führungskraft.
Bevorzugte Kanäle:
- LinkedIn, Podcasts (Leadership & New Work), Webinare & Onlinekurse über Plattformen wie Udemy, Haufe oder interne Weiterbildungsangebote.
Zielgruppe 2: Beschäftigte mit hoher emotionaler Belastung (z. B. Pflege, Sozialarbeit, Bildung)
Pain Points:
- Chronische Erschöpfung, Überforderung, oft keine Zeit für Gespräche auf Augenhöhe.
- Konflikte mit Klient:innen, Angehörigen, Kolleg:innen.
- Schwierigkeit, eigene Bedürfnisse auszudrücken und zu schützen.
Motivationen:
- Suche nach mehr innerer Stabilität und achtsamer Selbstfürsorge.
- Wunsch, auch unter Stress respektvoll kommunizieren zu können.
- Interesse an praktischen Tools zur Deeskalation und emotionalen Selbstregulation.
Bevorzugte Kanäle:
- YouTube (für Input in kleinen Häppchen), Fachzeitschriften, interne Schulungen, Empfehlungen von Kolleg:innen, lokale Fortbildungsangebote.
Zielgruppe 3: Junge Erwachsene & Berufseinsteiger:innen (Gen Z)
Pain Points:
- Schwierigkeit, eigene Bedürfnisse auszudrücken oder Grenzen zu setzen.
- Angst vor Konflikten oder vor zu konfrontativer Kommunikation.
- Beeinflusst durch Social Media – Unsicherheiten im zwischenmenschlichen Dialog.
Motivationen:
- Wunsch nach authentischer, wertschätzender Kommunikation.
- Bedürfnis, sich in Gruppen (privat oder beruflich) klar zu positionieren, ohne anzugreifen.
- Interesse an persönlichem Wachstum, mentaler Gesundheit und zwischenmenschlicher Kompetenz.
Bevorzugte Kanäle:
- Instagram, TikTok (Erklärvideos, Mini-Tutorials), interaktive Onlineformate, Webinare mit niedrigschwelliger Ansprache, persönliche Empfehlung von Peers.
Fazit
Die steigende Komplexität und Emotionalität moderner Kommunikationssituationen – verstärkt durch Remote Work, mentale Belastungen und gesellschaftliche Veränderungen – machen Gewaltfreie Kommunikation aktueller denn je.
Empfehlung für Seminaranbieter:innen:
Kanäle & Tonalität an Zielgruppe anpassen (z. B. “GFK für dein Remote-Team” vs. “Stark kommunizieren trotz Stress”).
Formate modularisieren (Einsteiger, Aufbau, Spezial für Führung, Pflege, Gen Z etc.).
Themen mit mentaler Gesundheit, New Work oder Selbstführung kombinieren.
Fazit Ansatz 2: Emotionale Trigger statt demografischer Daten
Was machte diese zweite KI-gestützte Zielgruppenanalyse so viel wertvoller? ChatGPT lieferte nicht nur demografische Daten, sondern verhaltensbasierte und emotionale Insights:
- Wo sich diese Zielgruppen über ihre Probleme austauschen
- Wie sie nach Lösungen suchen
- Welche emotionalen Trigger zu einer Seminar-Anmeldung führen
- Wann sie am empfänglichsten für Marketing-Botschaften sind
Marcus konnte direkt konkrete Maßnahmen ableiten: Blogbeitrag „Dezentrales Führen von Projekt-Teams“ für Remote-Führungskräfte, Facebook-Posts mit Alltagstipps für Beschäftigte in der Pflege-Branche, Instagram-Stories mit authentischen Erfahrungsberichten und Teaser für Webinare für Berufseinsteiger:innen der Gen Z.
Fehlerquellen der KI-gestützten Zielgruppenanalyse
Trotz des Erfolgs haben wir in Marcus‘ Fall auch typische KI-Fallstricke identifiziert:
1. Der Kanal-Fehler
Die KI empfahl LinkedIn für professionelle Zielgruppen. Aber erschöpfte Remote-Führungskräfte meiden oft berufliche Netzwerke, wenn sie nach persönlicher Entwicklung suchen.
2. Der Stereotyp-Bias
Die KI tendierte anfangs dazu, klischeehafte Annahmen zu treffen: „GFK ist nur was für alternative, spirituelle Menschen.“ In der Realität nutzen längst auch pragmatische Führungskräfte diese Methoden.
3. Der Komplexitäts-Verlust
Die KI vereinfachte emotionale Bedürfnisse zu stark. Die „Gen Z“ ist keine homogene Gruppe – manche streben nach mentaler Gesundheit, andere wollen ihre persönliche Entwicklung vorantreiben.
Meine 5-Punkte-Checkliste für die KI-Zielgruppenanalyse
Marcus‘ Beispiel und ähnliche Fälle aus meinen Kursen haben mich zu dieser Checkliste inspiriert, die du bei jeder KI-gestützten Zielgruppenanalyse anwenden kannst:
- Kontext ist King
Gib der KI immer spezifische Informationen über dein Produkt, deine Marke und deine Organisation. Je mehr Kontext, desto präziser die Analyse. - Frage nach dem „Warum“
Lass dir nicht nur sagen, WER deine Zielgruppe ist, sondern WARUM sie kauft, WIE sie entscheidet und WO sie sich informiert. - Verlange Quellen und Begründungen
Frage die KI: „Auf welchen Daten oder Trends basiert diese Einschätzung?“ Das hilft dir, die Validität einzuschätzen. - Teste verschiedene Prompt-Ansätze
Ein einziger Prompt reicht nicht. Variiere deine Fragestellung und vergleiche die Ergebnisse. - Kombiniere KI mit eigener Recherche
Nutze KI-Insights als Ausgangspunkt, nicht als Endpunkt. Validiere die Ergebnisse durch eigene Marktbeobachtung.
Dein nächster Schritt
Probiere es selbst aus: Nimm ein aktuelles Projekt und wende die 5-Punkte-Checkliste an. Starte nicht mit „Erstelle mir eine Zielgruppe“, sondern mit „Analysiere aktuelle Trends in [deiner Branche] und identifiziere daraus spezifische Zielgruppen mit ihren Motivationen und bevorzugten Kanälen.“
Du wirst überrascht sein, wie viel präziser und handlungsrelevanter die Ergebnisse werden.
Was bringt die KI-gestützte Zielgruppenanalyse?
Marcus‘ Kampagne war übrigens ein Erfolg. Die „Remote-Führungskräfte“-Zielgruppe generierte 10% mehr Anmeldungen als erwartet, und die „Berufseinsteiger:innen“-Gruppe zeigte eine überdurchschnittlich hohe Teilnahmerate bei seinen Webinaren.
Aber das war erst der Anfang. In meinen kommenden Beiträgen zeige ich dir, wie du KI für Wettbewerbsanalyse, SWOT-Analysen und die Definition von Marketingzielen einsetzt – und dabei die gleichen Prinzipien anwendest, die Marcus zum Erfolg verholfen haben.